Von diesen Werten, noch bevor ich sie ausformuliert fand bei Peter Bieri alias Pascal Mercier, habe ich mich leiten lassen bei meinem Entscheid, mich impfen zu lassen. Der Philosoph und Romancier fasst sie in folgende Worte, erschienen 2013 in seinem Buch Eine Art zu leben – Über die Vielfalt menschlicher Würde:

«‹Die Fakten sind Ihnen bekannt›, könnte der Redner sagen. ‹Und es ist unstrittig, dass wir handeln müssen. Doch es ist alles andere als offensichtlich, was zu tun ist. Es gibt so vieles, was wir nicht vorhersehen können. Was niemand vorhersehen kann. Es sind in diesem Hause ganz unterschiedliche Vorschläge gemacht worden, Sie haben es gehört. Es gibt viele ernsthafte Argumente, die einander widersprechen. Es wäre unredlich so zu tun, als wüssten wir, die Regierung, es einfach besser als die Opposition. Die Wahrheit ist: Alle, die wir hier sitzen, müssen wir unter Bedingungen der Unsicherheit entscheiden. Wer den anderen zugehört hat und ehrlich ist, wird nachher seine Stimme mit Zweifeln abgeben. Denn er weiss: Es könnte sein, dass die anderen es richtiger sehen. Ich trage unsere Politik hier vor, werbe für sie und hoffe auf eine Mehrheit, weil mich unter all den Argumenten, die ich gehört habe, die unseren am ehesten überzeugen. Doch Anmassung, Selbstgerechtigkeit und billige Polemik liegen mir fern. Das ist etwas für Dummköpfe. Ich kann nicht ausschliessen, dass sich eines Tages als Fehler herausstellen wird, was wir vorhaben. Wir handeln nach bestem Wissen und Gewissen. Doch nicht ohne Zweifel, und mit Respekt vor dem, was uns entgegengehalten wird. Die Dinge, die eine menschliche Gemeinschaft betreffen, sind so komplex und unübersichtlich, dass es keine Gewissheiten geben kann. Das müssen wir uns eingestehen, und diese Einsicht sollte uns im Umgang miteinander stets leiten. Das verlangt die Würde dieses Hohen Hauses.›«