Yoga ist Bewusstseinsarbeit
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Immer wieder durchlebe ich Momente des Schmerzes und des Leides. Und immer wieder bin ich glücklich und zufrieden. Ein Wechselbad meiner Gefühle oder das Spiel meines Bewusstseins?
Ich gehe einen Weg. Ich gehe ihn allein. Es ist mein Lebensweg, allein für mich bestimmt. Wohin führt mich dieser Weg? Über viele Umwege immer wieder zu mir selbst zurück, in mein Herz, diesem namenlosen Ort der Stille. Andere Menschen erfahren ihn auch, und wir können ihn zusammen teilen.
Mein Herz ist der Ort des unerklärlichsten Gefühls, dessen ich fähig bin, nämlich des Mitgefühls als Ausdruck der grund- und bedingungslosen Liebe.
Das Mitgefühl verbindet mich mit mir selbst und damit mit allem anderen Lebendigen, dem sichtbaren und dem unsichtbaren. Das Mitgefühl schlägt die Brücke über jeden Abgrund, der sich vor mir auftut, wenn ich am Sinn meines Lebens zweifle, an den Lebensumständen verzweifle, nichts mehr verstehen kann und mich nicht mehr verstanden fühle.
Es ist die Liebe
Es ist die Liebe, die meinem Leben Sinn gibt. Jeder Moment, den ich nicht in der Liebe lebe, ist ein dunkler, schmerzlicher Moment. Mangelt es mir an Mitgefühl, leide ich. Ich leide in diesen Momenten an mir selbst und an meinem Unvermögen, liebend und somit mitfühlend leben zu können. In solchen Momenten zieht sich alles in mir schmerzhaft zusammen, bis ich loslasse, mich öffne und wieder bereit bin, mein Leben in einen grösseren Zusammenhang zu stellen.
Sonne und Mond betrachten
Betrachte ich die Sonne und den Mond als Symbole für die grund- und bedingungslose Liebe und das Mitgefühl, so kann ich mich selbst und meine Lebenserfahrung besser verstehen:
der Sonnen- und der Mondzyklus sind gekennzeichnet durch die Bewegungen, die ich von meinem Standpunkt aus wahrnehmen kann. Dank Licht und Dunkelheit kann ich ihre An- und Abwesenheit, ihre Sicht- und Unsichtbarkeit, sowie ihr Auf- und Untergehen beobachten.
Dank Reflexionen kann ich erleben, dass es die Bewegung der Erde ist, die diese Erfahrung von Tag und Nacht auslöst. Drehte sich unser Planet nicht um die eigene Achse, so erlebte ich entweder nur „Sonnenlicht“ oder nur „Dunkelheit im Licht der wechselnden Mondphasen“, je nachdem, auf welcher Seite der Erde ich lebte, ausser, ich wanderte selbst von der Sonnen- auf die Schattenseite, und zurück.
Es ist also die Bewegung, die meine Wahrnehmung von Licht und Dunkelheit, von Tag und Nacht ausmacht. Die Dunkelheit ist definiert durch die Abwesenheit des Lichtes, nämlich durch die Erfahrung des täglichen Sonnenunterganges, oder ab und zu durch eine Sonnenfinsternis.
Ich beginne zu verstehen, dass ich eingebunden bin in komplexe Vorgänge, die mein Fassungsvermögen überschreiten. Ich erkenne Ähnlichkeiten und erahne Zusammenhänge zwischen meinem inneren Erleben und dem äusseren Geschehen.
Daraus ziehe ich den Schluss, dass mein Leben in keinem direkten Zusammenhang mit meinem Verständnis vom Leben steht.
Es ist befreiend zu erfahren, dass mein Leben unabhängig von meinem oder anderer Leute Verständnis ist.
Hingegen staune ich sehr über die Wirkung von Ideen, Bildern und Konzepte auf meine Lebenserfahrung! Yoga hilft mir, diesem Wechselbad von Gefühlen und diesem Spiel des Bewusstseins gewahr zu sein.